Autor: INTOSAI-Entwicklungsinitiative
Der Klimawandel betrifft jede einzelne Bewohnerin und jeden einzelnen Bewohner des Planeten Erde und wird dies auch in Zukunft tun. Wetterextremereignisse wie Hochwasser, Starkwinde, Dürren oder niedrige Temperaturen führen allesamt zu Störungen der Landwirtschaft, der globalen Lieferketten und der Sicherheit. Und dabei kratzen wir nur an der Oberfläche.
Das Weltwirtschaftsforum veröffentlichte Anfang 2024 einen Bericht, in dem die „Dringlichkeit und Notwendigkeit drastischer Maßnahmen, sowohl auf staatlicher als auch auf unternehmerischer Ebene, zur erfolgreichen Bekämpfung des Klimawandels und zur Einhaltung der Verpflichtungen“ betont werden. Der Bericht Bold Measures to Close the Climate Action Gap: A Call for Systemic Change by Governments and Corporations (dt. etwa „Mutige Maßnahmen zur Schließung der Lücke im Klimaschutz: ein Aufruf zur systemischen Veränderung auf staatlicher und unternehmerischer Ebene“) hält Regierungen dazu an, praktische Lösungen und Maßnahmen zu ergreifen, die den privaten Sektor in die Lage versetzen, einen sinnvollen Beitrag zu leisten und in ihrem jeweiligen Einflussbereich grüne Lösungen zu entwickeln.
Oberste Rechnungskontrollbehörden (ORKB) spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Regierungen für ihre Lösungsvorschläge und Anpassungsmaßnahmen zur Rechenschaft zu ziehen. Ihre Arbeit trägt maßgeblich zur Rechenschaftspflicht, Transparenz, Wirksamkeit sowie inklusiven Gestaltung von Klimaschutzmaßnahmen bei und hat somit einen positiven Einfluss auf die Menschen sowie den Planeten.
Zusammen mit der (INTOSAI-)Arbeitsgruppe Umweltprüfung (WGEA) fördert die INTOSAI Entwicklungsinitiative (IDI) das „Global Cooperative Audit of Climate Change Adaptation Actions“ (dt. etwa „weltweite kooperative Prüfung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“), kurz CCAA. Diese Prüfinitiative unterstützt 48 über alle INTOSAI-Regionen verteilte ORKB dabei, passend auf die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu reagieren. Die Unterstützung der IDI und der WGEA soll nicht nur qualitativ hochwertige Prüfungen gemäß den ISSAIs zu Wirtschaftlichkeitsprüfungen erleichtern, sondern ORKB auch dazu ermutigen, Überlegungen zur Prüfungswirkung in das gesamte Prüfungsverfahren einzubinden. Das Prüfungsmodell ermutigt ORKB zudem, im gesamten Prüfungsverfahren mit wichtigen Stakeholdern zusammenzuarbeiten, um die Wirkung der Prüfung zu erhöhen und ihren Nutzen aufzuzeigen.
„Der Klimawandel ist das dringlichste Problem dieses Jahrhunderts“, so Einar Gorrissen, Leiter der IDI. „Unsere Vision ist es, die Wirtschaftlichkeitsprüfungskompetenz von ORKB im Bereich der Klimaschutzmaßnahmen zu stärken, damit optimierte Ergebnisse zu positiven Wirkungen für die Gesellschaft und die Zukunft führen.“
In Anerkennung der Vielfalt an Anpassungsmaßnahmen in den einzelnen Ländern werden ORKB bei ihren Prüfungstätigkeiten in vier wichtigen Themenbereichen unterstützt: Verringerung des Katastrophenrisikos, Wasserwirtschaft, Meeresspiegelanstieg und Küstenerosion oder Umsetzung von Klimawandelanpassungsplänen und -maßnahmen (SDG 13). Jeder Themenbereich bietet bereichsübergreifende Möglichkeiten für eingehendere Prüfungen. Die teilnehmenden ORKB wählten jeweils einen oder mehrere Bereiche aus und unterschrieben eine Verpflichtungserklärung für die Prüfungen. Über eine integrierte Plattform für Schulungen und Prüfungsunterstützung, die auf dem Lernmanagementsystem der IDI gehostet wird, bieten die IDI und die WGEA verschiedene Formen der Unterstützung an.
Neben Online-Schulungsmodulen haben ORKB Zugang zu sozialen Lernmöglichkeiten, bei denen ORKB-Teams mit verschiedenen Stakeholdern interagieren können. ORKB haben in den unterschiedlichen Phasen des Prüfungsverfahrens ebenfalls Zugang zu Feedback von Expertinnen und Experten, zu gemeinsamen Online-Arbeitsbereichen während einer Prüfung und zu einem sinnvollen Austausch als Unterstützung für die erfolgreiche Berichterstellung.
Die auf Englisch und Spanisch verfügbare Prüfinitiative zählt 237 Teilnehmende aus 48 ORKB und verfügt zur Unterstützung über Mentorteams in beiden Sprachen. Die englischsprachigen Teilnehmenden begannen die Online-Lernphase Mitte 2023 mit thematischen Webinaren, die von Fachleuten aus ORKB und der WGEA geleitet wurden. Ein Highlight der CCAA-Unterstützung ist der Peer-to-peer-Austausch sowie das Mentoring durch Fachleute der WGEA, wovon ORKB in verschiedensten Lernphasen profitieren können.
Im August 2024 organisierte die IDI ein Webinar zur Innovationsförderung in der Berichterstattung über staatliche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Herr Orville Grey vom globalen Netzwerk „National Adaptation Plan“ (NAP) teilte seine Gedanken darüber, wie ORKB und NAP-Teams die wirksame, rechenschaftspflichtige und inklusive Berichterstattung über Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gewährleisten können. Zusammen mit Planen und Umsetzen sind Überwachen, Bewerten und Lernen (ÜBL) ausschlaggebende Tätigkeiten. Es ist wichtig, ÜBL-Tätigkeiten in die verschiedenen Phasen des Prozesses einzubauen.
Da der Klimawandel kleine Inselentwicklungsländer (Small Island Developing States; SIDS) besonders hart trifft, legt die CCAA-Initiative einen gezielten Schwerpunkt auf ORKB in SIDS und umfasst 11 Teilnehmende aus diesen Ländern.
„Bei der 79. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York wurde mir bewusst, dass die meisten, wenn nicht alle, weltweiten Führungspersönlichkeiten über irgendeinen Aspekt des Klimawandels sprachen. Das Thema ist bei allen sehr präsent“, so Frau Carla Pike, Leiterin der Obersten Rechnungskontrollbehörde St. Kitts. „Die CCAA-Prüfung kam nicht nur zum richtigen Zeitpunkt, sondern war auch sehr nützlich für kleine ORKB wie jene von St. Kitts und Nevis. Das Schulungsmaterial bereitete uns angemessen auf die Prüfung eines Bereichs vor, der unter anderen Umständen eine Herausforderung für uns dargestellt hätte. So erlangten wir ein gründliches Verständnis für klimawandelbezogene Problematiken, wodurch wir beurteilen konnten, wie effizient und wirksam unsere Regierung gegen klimawandelbezogene Problematiken vorgeht. Wir wussten die Unterstützung und das Feedback unserer Mentorinnen und Mentoren von Anfang an zu schätzen. Durch die Ausarbeitung eines qualitativ hochwertigen Berichts wollen wir unsere Regierung für die eingegangenen internationalen Verpflichtungen zur Bewältigung dieser großen globalen Herausforderung zur Rechenschaft ziehen.“
„Die Mitwirkung der IDI hat das Niveau unserer Arbeit wirklich angehoben und gewährleistet, dass wir den höchsten Stufen der Professionalität und Rechenschaftspflicht entsprechen“, so Rodrigo Paulo Rodrigues da Silva, Bundesprüfer bei der Obersten Rechnungskontrollbehörde Brasilien. „Darüber hinaus waren die Schulungen und die Begleitung, die wir im Rahmen des Projekts zur weltweiten kooperativen Prüfung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel (CCAA) erhalten haben, wesentlich für unseren Fortschritt. Das Mentoring sowie die Ressourcen förderten die Weiterentwicklung unseres Teams in hohem Maße, sowohl im Hinblick auf dessen Wissen als auch in Bezug auf die Gesamtqualität des Berichts. Die Fähigkeiten, die wir dabei gewonnen haben, werden zweifellos zu unseren zukünftigen Prüfungen und unserer laufenden Verbesserung als Prüfbehörde beitragen.“
Die IDI und die WGEA nehmen an, dass die Ergebnisse der CCAA-Prüfungen die fantastische Gelegenheit bieten, im Jahr 2025 über die gewonnenen Erkenntnisse zu reflektieren und im Rahmen einer globalen Publikation über die Ergebnisse, Erkenntnisse und wichtigsten Lektionen dieser globalen kooperativen Prüfung zusammenzuarbeiten.
Die CCAA-Initiative ist erst der Anfang der IDI-Tätigkeiten im Bereich Klimaschutz. Nächstes Jahr wird die IDI ihre Arbeit zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und -sicherung unter das Dach des Klimaschutzes bringen. Die IDI wird neue Bereiche, die für ORKB im Hinblick auf die Prüfung des Klimaschutzes Prioritäten darstellen, untersuchen. Dabei legen die WGEA-Umfrage sowie die kommenden Ergebnisse des ClimateScanner-Instruments den Grundstein für die Zukunft.