Vermittlungsarbeit zur Stärkung der INTOSAI-Gemeinschaft: ein Interview mit Marcela Hommefoss
Als Teil der vielen Tätigkeiten der Kooperation INTOSAI-Gebergemeinschaft (IDC) zur verstärkten Unterstützung der ORKB-Gemeinschaft haben die Vermittlungstätigkeiten der IDC dazu beigetragen, ORKB mit Ressourcen, Begleitung und Partnerschaften aus der Gebergemeinschaft, anderen ORKB sowie sonstigen Organisationen in Kontakt zu bringen. Die Abteilung für weltweite Stiftungen (vom Englischen „Global Foundations Unit“ kurz GFU) der INTOSAI Entwicklungsinitiative (IDI) leitet diese Arbeit und verfolgt das Ziel, die Kompetenzen von ORKB zu stärken, damit diese ihre eigenen Entwicklungsinitiativen anführen können.
Wir haben mit Marcela Hommefoss, GFU-Leiterin, gesprochen, um mehr über die Vermittlungsinitiativen der IDC sowie die neuesten Entwicklungen zur Förderung von Good Governance und Rechenschaftspflicht zu erfahren.
INTOSAI-Zeitschrift (IZ): Hallo, Marcela! Danke, dass du mit uns über die Vermittlungstätigkeiten der IDC sprichst. Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie die IDC die Vermittlungsinitiativen ausgearbeitet hat? Was sind die aktuellen Vermittlungsinitiativen?
Marcela Hommefoss (MH):
Hallo, INTOSAI-Zeitschrift! Danke für die Möglichkeit, mehr über diese aufregenden und wichtigen Entwicklungen erzählen zu dürfen!
Der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den ORKB, der Gebergemeinschaft sowie sonstigen Partnerorganisationen war auf globaler Ebene aufgrund der IDC-Treffen und -Foren natürlich immer schon sehr aktiv. Auf regionaler und Länderebene war das allerdings nicht vergleichbar. Im Laufe der letzten Jahre haben die IDC-Mitglieder die Notwendigkeit erkannt, globale, regionale und länderspezifische Bemühungen aneinander anzugleichen, um eine bessere Wirkung zu erzielen und innovative alternative Unterstützungsformen für ORKB zu erschließen. Hierzu gehört auch die Ermöglichung des Beziehungsaufbaus zu ORKB-Stakeholdern innerhalb des Ökosystems der Rechenschaftspflicht. Das Hauptziel ist der Aufbau starker Netzwerke und Plattformen zur Zusammenarbeit, die der Erfassung der ORKB-Bedürfnisse sowie der Freisetzung potenzieller Synergien für zukünftige Pläne dienen sollen.
Momentan gibt es die BUSS-Initiative. BUSS ist die englische Abkürzung für „Vermittlung von erweiterter ORKB-Unterstützung“ (Brokering Upscaled SAI Support) auf regionaler Ebene. Das Ziel besteht zunächst darin, verfügbare Förder- und Unterstützungsquellen für ORKB zu ermitteln. Das bedeutet, dass wir uns mit der Gebergemeinschaft sowie Partnerorganisationen über deren Prioritäten und passende Förderbereiche unterhalten. Dann helfen wir ORKB dabei, ihren Förderbedarf zu formulieren. Dabei organisieren wir Möglichkeiten für ORKB und Partnerorganisationen, sich zu treffen und gemeinsame Berührungspunkte zu besprechen. Im Rahmen einer vier- bis sechsmonatigen regionalen Einführungsphase finden vorbereitende Treffen und eine Erstbedarfsanalyse statt, ein Workshop vor Ort, bei dem alle Partnerinnen und Partner zusammenkommen, und Online-Koordinierungssitzungen nach dem Workshop sowie bilaterale Unterstützung und Ad-hoc-Unterstützung.
Dann gibt es die GSAI-Initiative, oder globale ORKB-Rechenschaftspflichtinitiative, die auf eine kleine Gruppe bestehend aus ORKB aus allen INTOSAI-Regionen, die unter herausfordernden Umständen tätig sind, ausgerichtet ist und nachhaltige Unterstützung auf Länderebene mit mittelfristiger Perspektive bereitstellt. Die IDI wurde gebeten, die Planung und die erste Umsetzungsphase anzuleiten und den Aufbau in den Ländern zu begleiten. Wir unterstützen ORKB bei der Ausarbeitung ihrer eigenen Entwicklungspläne, bei der Suche nach Fördermitteln sowie bei der Koordinierung externer Unterstützung von der Gebergemeinschaft und anderen Partnerorganisationen – all dies in Übereinstimmung mit ihren Strategischen Plänen. Wir befinden uns derzeit im zweiten Durchlauf dieser Art von gezielter Peer-to-Peer-Unterstützung, die insgesamt acht ORKB zugutekommt: den ORKB Benin, Belize, Dominica, Haiti, Honduras, Libanon, Kirgisistan und Tadschikistan. Das erste Projekt mit Peer-to-Peer-Ansatz läuft schon seit 2018 erfolgreich unter dem Namen PAP-APP. Es bezieht neun ORKB aus Afrika ein und ging aus einem Kooperationsabkommen zwischen der CREFIAF, AFROSAI-E und der IDI hervor.
IZ: Worin bestehen die Vorteile, den Sachkompetenzausbau mithilfe von Vermittlung zu strukturieren?
MH:
Die Vorteile, die wir mit unserem Vermittlungsmodell zu erreichen versuchen, bestehen unserer Meinung nach darin, dass wir Zugang zu all diesen drei Bereichen haben, mit ihnen zusammenarbeiten und diese zusammenbringen, um ihre Unterstützung zu steigern, zu verbessern und zu koordinieren, ihre Prioritäten aufeinander abzustimmen und auf Synergien sowie abgestimmte Ziele hinzuarbeiten. Wir vermeiden Doppelgleisigkeit sowie nicht nachhaltige von der Gebergemeinschaft ausgehende Initiativen und wir harmonisieren die externe Unterstützung im Einklang mit dem strategischen Entwicklungsprozess der ORKB.
IZ: Welche Institutionen beteiligen sich an diesen Vermittlungsinitiativen? Was tragen sie jeweils bei?
MH:
Alle Organisation des INTOSAI-Universums und der Gebergemeinschaft können sich gerne beteiligen und von der BUSS-Initiative profitieren, wenn wir sie in ihren jeweiligen Regionen einführen – sogar jene Partnerorganisationen, die keine IDC-Mitglieder sind. Sie alle können einen Beitrag leisten, indem sie ihre Prioritäten bekannt geben und mitteilen, wie sie sich mit ORKB und anderen Geberorganisationen zusammenschließen können, um öffentliche Transparenz und Rechenschaftspflicht zu stärken, und künftige gemeinsame Initiativen zur Stärkung der Entwicklung von ORKB planen.
Für die GSAI werden die begünstigten ORKB vom Steuerungskomitee der IDC ausgewählt. Nichtsdestoweniger sind Geber- und sonstige Partnerorganisationen, die in diesen Ländern tätig sind, gern gesehen in den ORKB-Unterstützungsgruppen, wenn sie Potenzial im Aufbau erfolgreicher strategischer Partnerschaften sehen.
IZ: Wir würden uns freuen, mehr über die laufenden Tätigkeiten für das Vermittlungsportfolio zu erfahren. Wie laufen diese Initiativen bisher?
MH:
Sowohl die BUSS- als auch die GSAI-Initiative sind im August 2022 angelaufen. Die BUSS-Initiative wurde Ende Oktober 2022 mit den französischsprachigen afrikanischen ORKB getestet und momentan befinden wir uns in der Umsetzungsphase in den Regionen Latein- und Mittelamerika. Geberorganisationen sowie ORKB aus beiden Regionen würdigten diese Art der Initiative, die eine ziemlich einzigartige Gelegenheit bietet, zusammenzukommen und sich direkt auszutauschen. Die Erfahrungen aus der CREFIAF-Region waren wirklich nützlich, um die Ausgestaltung und Struktur des BUSS-Workshops sowie der darauffolgenden Nachbereitungstätigkeiten weiterzuentwickeln. Die BUSS-Initiative ist ein flexibler Unterstützungsmechanismus und wird als solcher zum Vorteil der anvisierten INTOSAI-Regionen konstant verbessert sowie angepasst.
Gleichzeitig haben wir ORKB im Rahmen der BUSS-Initiative bei Anträgen an den von der ORKB Saudi-Arabien finanzierten FISP-Mechanismus unterstützt und diesen somit verbreitet. In ihrer Rolle als INTOSAI-Vorsitzende in der IDC hat die ORKB Saudi-Arabien seit November 2021 IKT-Initiativen von ORKB aus allen INTOSAI-Regionen finanziert.
In der Zwischenzeit hat sich die GSAI auf einen großartigen Start eingestellt. Wir haben unglaubliches Engagement und wunderbare Solidarität von den ORKB, die sich der Herausforderung gestellt haben, der begünstigten Gruppe Unterstützung zu leisten, gesehen. Fast alle der ausgewählten Länder haben ihre Planungsphase bereits abgeschlossen und beginnen nun zusammen mit ihren Fachkolleginnen und -kollegen mit der Umsetzung ihrer Fördermaßnahmen. Unsere Hauptaufgabe bestand darin, Prozesse, Koordination und Kommunikation zu erleichtern, während die ORKB das Steuer übernehmen!
IZ: Welche Ergebnisse konnten ORKB aufgrund ihrer Teilnahme an Vermittlungsinitiativen erzielen?
MH:
Wie bereits erwähnt haben wir das FISP im Rahmen der BUSS-Initiative in allen INTOSAI-Sprachen verbreitet und ORKB bei ihrer Antragstellung unterstützt. Über 50 ORKB haben Unterstützung erhalten.
Nach der Einführung in der CREFIAF-Region haben sich die Afrikanische Entwicklungsbank und die Weltbank dazu bereiterklärt, die ORKB Burkina Faso in ihrem Entwicklungsbedarf zu unterstützen, während die ORKB ihre von Geberorganisationen finanzierten Projekte im Land prüft. In der OLACEFS-Region unterstützen wir momentan eine regionale IKT-Initiative, die bei zwei großen Geberorganisationen der Region auf große Resonanz stößt. Dann gibt es in Mittelamerika auch einen potenziellen subregionalen Entwicklungsunterstützungsplan und ein paar andere erste Untersuchungen auf Länderebene, denen wir nachgehen und die wir unterstützen werden, damit wir unser Hauptziel, die Unterstützung für ORKB auszuweiten und zu verbessern, erreichen.
Die GSAI-Initiative befindet sich noch in der frühen Umsetzungsphase. Für uns ist jedoch klar: Die Tatsache, dass wir schon andere ORKB, die sich zur Unterstützung der acht ausgewählten ORKB verpflichtet haben, ORKB-Unterstützungsgruppen bestehend aus Geberorganisationen sowie Umsetzungspartnern und Führungskräfte aus den begünstigten ORKB, die volles Engagement für dieses große Projekt zeigen, haben, ist bereits ein Erfolg!
IZ: ORKB erhalten jede Menge Unterstützung durch diese Vermittlungsinitiativen. Kannst du ein bisschen darüber sprechen, wie die Vermittlungspartner, zum Beispiel Geberorganisationen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Peer-Partner und andere Stakeholder, von einer Teilnahme an einer Vermittlungsinitiative profitieren können?
MH:
Der BUSS-Workshop unterstützt die Partner dabei, erstens zu verstehen, wie ORKB arbeiten und was ihre Rolle im PFM-System ist, zweitens Synergien zu finden, sich zu vernetzen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Partnern innerhalb der Region zu ermitteln, um die Erreichung gemeinsamer Ziele zu ermöglichen und die Unterstützung für ORKB zu maximieren, und drittens zu verstehen, wie man für ORKB-Unabhängigkeit eintritt und wie leistungsfähig institutionelle Zusammenarbeit ist. Im Grunde genommen kann jeder Stakeholder im Rechenschaftspflichtsystem von enger Zusammenarbeit profitieren. Man denke zum Beispiel an die Ansätze der Maßnahmenkohärenz und des Systemdenkens, welche die VN zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung vorantreiben. Die BUSS-Initiative hat diesen Ansatz des Systemdenkens in ihr Modell eingebettet und unsere Interaktionen sind dementsprechend ausgerichtet.
IZ: Wie können sich ORKB, Partnerorganisationen und die breiter gefasste Gemeinschaft der staatlichen Finanzkontrolle an den Vermittlungsinitiativen der IDC beteiligen?
MH:
ORKB, Geber- und sonstige Partnerorganisationen können sich an den BUSS-Einführungen auf regionaler Ebene beteiligen. Sie können ebenfalls die Augen nach bevorstehenden Veranstaltungen offenhalten und uns kontaktieren, wenn sie in Bezug auf eines der Zielländer an den Diskussionen rund um die GSAI teilnehmen wollen. Wenn es weitere Möglichkeiten gibt, Förderungen zur Unterstützung von ORKB zu vermitteln, können sich potenzielle Geber- und Partnerorganisationen jederzeit an die IDC und die IDI wenden!
IZ: Wo kann man mehr über die Kooperation INTOSAI-Gebergemeinschaft und die Vermittlungsinitiativen erfahren?
MH:
Man kann unsere Arbeit über unsere Website https://intosaidonor.org/ und unsere Social-Media-Kanäle auf Facebook und LinkedIn verfolgen.
IZ: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns zu sprechen, Marcela! Wir haben einiges über Fördervermittlung erfahren und hoffen, dass die Programme die Kompetenzen und Leistungen der ORKB auch in Zukunft erfolgreich steigern werden.