Sich über Wasser halten – versinkende Städte und wie ORKB zur Begrenzung steigender Meeresspiegel und des Klimawandels beitragen können

Quelle: Adobe Stock Images, Ilyes Laszlo, 12ee12

Autoren: Candra Hapsari Susilo, Tri Marhendra Rahardyan, ORKB der Republik Indonesien

Einleitung

Als eine der größten Inselgruppen der Welt besteht das Gebiet Indonesiens hauptsächlich aus Wassermassen, wobei Küstenstädte über 17.000 Inseln verstreut liegen. Viele dieser Inseln könnten in den nächsten Jahren jedoch verschwinden. Bereits im Jahr 2005 berichtete die indonesische Meeres- und Fischereiforschungsbehörde (KKP), dass 24 Inseln in der Größe eines Fußballfeldes im Meer versunken seien. Die nationale Forschungs- und Innovationsbehörde (BRIN) legte ebenfalls dar, dass die Landabsenkung an den Küsten der größten Insel Indonesiens in noch nie dagewesenem Ausmaß vonstattengeht: Diese reicht von 2 cm/Jahr bis hin zu besorgniserregenden 11 cm/Jahr in bestimmten Gebieten, unter anderem Jakarta, der Hauptstadt bzw. dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes. Die BRIN prognostiziert, dass nicht weniger als 115 Inseln bis zum Jahr 2100 im Meer versunken sein werden, 92 davon aufgrund der steigenden Meeresspiegel. Da ein Großteil der Infrastruktur an den Küsten liegt, ist Indonesien einem höheren Kosten- und Schadensrisiko ausgesetzt. Daher ist es zu einer unserer größten Sorgen geworden, uns über Wasser zu halten.

Von SAI Indonesien aufgenommenes Bild während einer Feldprüfung auf den Inseln Labuan Bajo, nahe der Insel Komodo in der Provinz Nusa Tenggara Timur (übersetzt in etwa „Inseln im Südosten“). Diese Bilder veranschaulichen ein Inselland.

Gründe: anschwellende Gezeiten, versinkende Städte und Länder 

In den letzten Jahren werden die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher, da die globale Durchschnittstemperatur in den letzten zwei Jahrzehnten rapide anstieg. Dies führte zu einem beträchtlichen Rückgang der Eisschilde auf der Erde und zu einer Verstärkung der weltweiten Wärmeausdehnung des Wassers. Beides ist für den steigenden Meeresspiegel verantwortlich. Der steigende Meeresspiegel gilt als eine der Hauptursachen für das Verschwinden von Landmassen. Von der indonesischen BRIN in Küstenregionen durchgeführte Forschung zeigte, dass der Meeresspiegel in Indonesien mit einer Geschwindigkeit von 2,9 mm pro Jahr steigt und somit nicht weit hinter dem globalen Durchschnitt von 3,2 mm pro Jahr liegt. Außerdem zeigten Sentinel-3-Satellitenbilder der NASA ebenfalls deutliche Veränderungen im Biom und der Terrainform, die von dem im letzten Jahrzehnt weltweit gestiegenen Meeresspiegel verursacht wurden. Vor diesem Hintergrund drohen Indonesien, Küstenstädte und kleine Inselentwicklungsländer (Small Island Developing States; SIDS) in den kommenden Jahren zu versinken. 

Laut kürzlich von der Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization; WMO) veröffentlichten Daten sind die weltweiten Meeresspiegel seit 1900 im Durchschnitt schneller gestiegen als in jedem anderen vorangegangenen Jahrhundert der letzten 3.000 Jahren. Die WMO warnt, dass die Erde auch bei einer „wundersamen“ Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad immer noch einen beträchtlichen Meeresspiegelanstieg erfahren wird. Salzwasserintrusion kann Arbeitsplätze dezimieren und gesamte Wirtschaftszweige in der Landwirtschaft, der Fischerei und im Tourismus zerstören. Darüber hinaus kann durch den Anstieg des Meeresspiegels zentrale Infrastruktur, zum Beispiel Verkehrssysteme, Krankenhäuser und Schulen, beschädigt oder zerstört werden. Besonders akut ist die Gefahr für die ungefähr 900 Millionen Menschen, die in niedrigen Lagen in Küstenregionen wohnen, also für jeden zehnten Menschen auf der Erde.

Die Vereinten Nationen (VN) betonten, dass Megastädte auf allen Kontinenten mit schwerwiegenden Folgen konfrontiert sein werden, unter anderem Lagos, Bangkok, Jakarta, Mumbai, Shanghai, London, Buenos Aires und New York. In vielen Teilen der Welt ist die Zerstörung schon ersichtlich: In der Karibik haben steigende Meeresspiegel Lebensgrundlagen im Tourismus und der Landwirtschaft bereits dezimiert. Der Anstieg des Meeresspiegels und andere Klimaauswirkungen zwingen Menschen in Inselstaaten wie Fidschi, Vanuatu und den Salomonen bereits dazu, ihren Wohnort zu wechseln. Ein Handlungsappell ist erforderlich, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern.

Bemühungen der Regierung und der VN

Im Jahr 2015 unterzeichneten 196 Länder ein rechtlich bindendes Abkommen zum Klimawandel, das Übereinkommen von Paris, dessen Ziel darin besteht, „den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 °C über vorindustriellen Niveaus zu begrenzen“. Laut dem Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change; IPCC) zieht die Überschreitung der 1,5-Grad-Schwelle möglicherweise viel schwerwiegendere Umweltauswirkungen nach sich, unter anderem Dürren, Niederschläge und Hitzewellen. Einiges davon sehen wir weltweit bereits heute. Das Kernstück des Übereinkommens von Paris bilden die national festgelegten Beiträge (National Determined Contributions; NDCs) jedes Landes. Die NDCs bilden die Verpflichtung der einzelnen Länder zur Umsetzung der Ziele des globalen Abkommens. In dem Dokument werden die Klimaschutz-Aktionspläne, -Ziele und -Strategien der einzelnen Länder zur Verringerung der Treibhausgasemissionen, um dem rapiden globalen Temperaturanstieg Einhalt zu gebieten, dargelegt. 

Die VN hat im Nachhaltigen Entwicklungsziel (Sustainable Development Goal; SDG) 13 ebenfalls festgelegt, umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen zu ergreifen. Zur Erreichung dieses Ziels sollten VN-Mitglieder und insbesondere betroffene Länder verschiedenste Programme umsetzen. Dazu zählen die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabedingten Katastrophen, die Einbindung von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels in nationale Strategien, bessere Aufklärung zur Bewusstseinsschärfung für den Klimawandel sowie die Förderung von Mechanismen für den Kompetenzausbau im Bereich der wirksamen klimawandelbezogenen Planung und Verwaltung. 

Im Zuge der SDG-Umsetzung arbeitete die indonesische Regierung eine Strategie aus, und zwar zur „Stärkung der Umwelt und Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen und dem Klimawandel“. Diese Strategie ist als nationale Priorität 6 im mittelfristigen nationalen Entwicklungsplan (RPJMN) 2020–2024 verankert. Die nationalen Prioritäten werden in drei Maßnahmengruppen zusammengefasst, und zwar (1) Verbesserung der Umweltqualität, (2) Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen und dem Klimawandel und (3) Anwendung eines CO2-armen Entwicklungsansatzes. Gemäß den für die nationale Priorität 6 festgelegten Indikatoren beabsichtigt die Regierung, die Gefährdung von Küstenregionen und kleinen Inseln zu verringern. Die Fläche der Küstensiedlungen, die aufgrund von Veränderungen des Meeresspiegels von Akkretion bedroht sind, wird bis 2045 voraussichtlich auf über 18.480 km2 anwachsen. Daher erhofft sich die Regierung, dass all die Maßnahmen des RPJMN klimawandelbedingte Katastrophen verhindern bzw. begrenzen werden.

Beiträge von ORKB und der INTOSAI

Um die Agenda 2030 zur Eindämmung der Klimawandelauswirkungen umzusetzen, müssen die Regierungen der teilnehmenden Länder Hand in Hand mit sämtlichen verfügbaren Parteien, unter anderem den ORKB, zusammenarbeiten. Indonesien hat durch die Einreichung des Freiwilligen Nationalen Berichts (Voluntary National Report; VNR) in den Jahren 2017, 2019, 2021 und voraussichtlich 2023 seinen vollen Einsatz gezeigt. Der VNR berichtet über den Fortschritt bei der Implementierung und der Kontrolle der Strategien für die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Zur Unterstützung hat die ORKB Indonesien (vom Indonesischen kurz „BPK“) in Zusammenarbeit mit der indonesischen Regierung eine Überprüfung der indonesischen VNR durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Berichte genau und wahrheitsgetreu sind. Das BPK leistete ebenfalls einen Beitrag mit mehreren Prüfungen zur SDG-Umsetzungsbereitschaft bzw. SDG-Umsetzung Indonesiens. Darüber hinaus widmete das BPK einige Prüfungen der SDG-Strategie und den SDG-Praktiken Indonesiens. Im Jahr 2024 hat das BPK vor, die nationale Priorität 6 im Zuge einer kollaborativen Prüfung zwischen der Zentral- und den regionalen Behörden des BPK zu prüfen. Von den Prüfungen wird erwartet, dass sie der Regierung und den mit ihr verbundenen Parteien wertvolle Empfehlungen liefern, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen und dem Klimawandel zu stärken.

Von SAI Indonesien aufgenommenes Bild während einer Feldprüfung auf den Inseln Labuan Bajo, nahe der Insel Komodo in der Provinz Nusa Tenggara Timur (übersetzt in etwa „Inseln im Südosten“). Diese Bilder veranschaulichen ein Inselland.

Zudem stellte die INTOSAI-Arbeitsgruppe zu Umweltprüfungen (WGEA) fest, dass Umwelt- und Klimaprüfungen ihren Informationen zufolge auf dem Vormarsch sind. Ihre dreijährliche Erhebung zeigte, dass Klimawandelanpassung für die 71 ORKB, die an der Umfrage teilgenommen haben, im Zeitraum 2021–2023 zum beliebtesten Thema geworden ist. Das ist ein starker Kontrast zu den Ergebnissen der vorherigen Umfrage, bei der der Klimawandel nicht einmal unter den top zehn ausgewählten Themen aufschien. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ORKB allmählich ein Bewusstsein für die Problematik entwickeln. Offenbar haben ORKB ein wachsendes Interesse daran, die Einhaltung multilateraler Umweltabkommen, insbesondere des Übereinkommens von Paris über das Klima, gefolgt von der Agenda 2030 und den SDGs, zu prüfen. Folglich können die meisten ORKB die SDGs ebenfalls als Prüfungsthemen bzw. Kriterien für die Prüfung des Klimawandels in ihren jeweiligen Regionen heranziehen. Die Umfrageergebnisse zeigten ebenfalls, dass ORKB in Zukunft mit einer Zunahme ihrer Tätigkeiten rund um die SDGs, insbesondere um SDG 13 zur umgehenden Ergreifung von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen, rechnen. Jedoch sind ORKB bei der Durchführung von Umweltprüfungen immer noch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Probleme wie fehlende Expertise, Datenunzugänglichkeit und die begrenzte Anwendung von Einschauen vor Ort zählen zu den Hauptbedenken. Alles in allem hat dies jedoch gezeigt, dass Länder auf der ganzen Welt den Anstieg des Meeresspiegels als Problem wahrnehmen.

Von SAI Indonesien aufgenommenes Bild während einer Feldprüfung auf den Inseln Labuan Bajo, nahe der Insel Komodo in der Provinz Nusa Tenggara Timur (übersetzt in etwa „Inseln im Südosten“). Diese Bilder veranschaulichen ein Inselland.

Fazit

Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels ist eine äußerst reale Bedrohung für Küstenstädte und SIDS weltweit, unter anderem Indonesien. Sowohl Lokalregierungen als auch ORKB spielen eine Rolle bei der Bewältigung des Klimawandels. Durch die Einhaltung der von den VN vereinbarten Ziele sowie der multilateralen Abkommen haben wir vielleicht eine Chance, die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen bzw. zu mindern. ORKB spielen eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung von Rechenschaftspflicht und Transparenz im Hinblick darauf, wie die einzelnen Staaten auf die bevorstehende Katastrophe reagieren. Somit zeigt das vorliegende Problem, dass die INTOSAI zunehmend kooperative Prüfungen zu diesem Thema initiieren muss, insbesondere für Länder in derselben Region. ORKB würden großen Nutzen aus konkreten Leitfäden, die sie bei Klimaschutzprüfungen befolgen können, ziehen. Bewusstseinsschärfung und Risikobegrenzung sind unentbehrlich, um weitere Kosten und Schäden zu vermeiden.

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